03.09.2015 Wenn Lehrer von Lehrlingen lernen

Quelle: der reporter 30.12.2023

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Die Kreativität der Fleischergesellen (links mit Obermeister Jürgen Fritze) hatte laut Klassenlehrer Haute-Cuisine-Niveau.

 

Freisprechung in Bujendorf: 21 Fleischerlehrlinge und zwölf Fleischereifachverkäuferinnen haben ihren Gesellenbrief in der Tasche.

Es ist vermutlich selten, dass Lehrlinge bei ihrer Freisprechung von der Schule schwärmen. Anders bei der Freisprechung der Fleischer-Innung Holstein Nord. „Für uns war die Berufsschule wie Urlaub“, berichtete Ole Krützfeld.
„Immerhin konnte man bis 7 Uhr schlafen.“ In der Bujendorfer Schützenhalle wurden neben 21 Fleischergesellen auch zwölf Fleischereifachverkäuferinnen freigesprochen.

Ebenfalls ungewöhnlich: Ein Klassenlehrer, der erzählt, was er von seinen Schülern gelernt hat. „Natürlich habe ich etwas über Ihre Generation gelernt“, sagte Johannes Gehling, Lehrer am Berufsbildungszentrum Plön seinen nun ehemaligen Schülern. Etwa, dass das Lustprinzip inzwischen mehr im Vordergrund stehe als früher. Gelernt werde nur noch, wenn Freude daran bestehe. Gehlings Tipp: „Macht euch etwas mit dem Maximalprinzip vertraut und ihr werdet ungeahnte Möglichkeiten entdecken.“ In den Abschlussprüfungen aber beeindruckten die Schüler, von denen allerdings einige der Freisprechungsfeier fern geblieben waren, ihren Klassenlehrer. „Die selbst erdachten Gerichte waren wirklich Haute Cuisine“, lobte Gehling.

Gar mit den Navy Seals verglich Steffen Zelas, Klassenlehrer der Fleischereifachverkäuferinnen, seine Schülerinnen. Habe die Klasse zu Beginn der Ausbildung aus 21 Schülern bestanden, seien es zum Schluss nur noch zwölf gewesen – eine Ausfallquote von über 40 Prozent, ähnlich wie eben bei der Elitetruppe der US-Marine. Das wiederum sage viel über die nun freigesprochenen Schülerinnen aus, führte Zelas aus. Sie zeichneten sich durch Kreativität, Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen aus. Als besonderes Beispiel für die Belastbarkeit der Klasse nannte er den Besuch eines Schlachthauses in Bad Bramstedt. Keine der Schülerinnen habe gekniffen und nur 20 Minuten nach dem Besuch hätten Salamipizza und Schnitzel schon wieder geschmeckt.

Einen Blick in die Zukunft warf Jürgen Fritze, Obermeister der Fleischer-Innung Holstein Nord. Mit dem Zertifikat der abgeschlossenen Ausbildung stünden den jungen Leuten sämtliche Türen offen. Die Basis sei gemacht, jetzt gehe es darum, sich weiterzubilden. „Ihr könnt etwas Großes aus euch machen!“

Die Freigesprochenen:
Fleischer:
Dominik Beckmann (Fleischerei Damlos, Kiel), Lucas Behnke (Fleischermeister Wolfgang Behnke, Neumünster), Torben Börth (Probsteier Wurstfabrik Pfeifer, Schönkirchen), Sven Döllinger (Famila, Kiel), Philipp-Torben Gier (Werner Einfeld und Heinrich Einfeld, Negenharrie), Nick Giese (Coop, Kiel), Janek Goyk (Appelwarder Spezialitäten Kate Knud Klüver, Kühren), Sven Hasselbeck (Fleischerfachgeschäft Gebrüder Hasch, Kiel), Kevin Höft (Fleischermeister Uwe Viemann, Neumünster), Michael Jakobs (Fleischermeister Bernd Steffen, Probsteierhagen), Marcel Kasztelan (Famila, Eutin), Ole Krützfeld (Hofschlachterei Muhs, Krummbek), Max Kryschan (Hannelore Horn Fleischerbetrieb, Bokhorst), Dominik Pinkawa (Chefs Culinas, Kiel), Tobias Plöger (Fleischermeister Tino Burmeister, Blekendorf), Ken Scheibe (Hans Habermann und Sohn, Preetz), Tim Steffen-Stamer, Coop, Kiel), Christopher Storm (Seemann Maik und Seemann Dirk, Kronshagen), Philip Stukat (Coop, Kiel), Pascal Ulack (Jens Hapke, Neumünster), Tobias Wolfram (Sky, Kiel).

Fleischereifachverkäuferinnen:
Jessica Böhlke, Monique Graf (beide Coop), Rebecca Liedtke (Ausbildungsverbund Neumünster), Lisa-Marie Maurer, Nadja Schmidt, Charline Winkler (alle Coop), Celine Buchta (real-Warenhaus), Lena Dibbern (Hofschlachterei Muhs), Heike Hölmer (Seemann Maik und Seeman Dirk), Christina Riecken (GG-Lebensmittel-Märkte), Norina Svenßon (Jens Hapke), Selina Uchtmann (Dieter Hölck).

Quelle: www.shz.de