Offener Brief an Kreistagsabgeordnete: Pläne für Schließung des Standortes Oldenburg sollen ausgesetzt werden, bis die Bürger alle Formalitäten „online“ erledigen können.
Oldenburg/Eutin – Die Kraftfahrzeug-Innung schlägt Alarm. Die drohende Schließung der Zulassungsstelle in Oldenburg hält sie „nicht mehr zumutbar“ – weder für die Mitgliedsbetriebe noch für die Bürger im Norden des Kreises.
Die Kraftfahrzeug-Innung appelliert daher an die Kreistagsabgeordneten, die Entscheidung über die geplante Schließung der Zulassungsstelle in Oldenburg vorerst auszusetzen – zumindest so lange, bis dieser Behördengang vom Bürger „online“ erledigt werden könnte.
Dass alle Autofahrer Ostholsteins in Zeiten steigender Benzinpreise künftig zur Zulassungsstelle nach Eutin fahren müssen, sei eine „einseitige Mehrbelastung“ für die Menschen im Kreisnorden. Das erklärten jetzt in einem zweiseitigen „Offenen Brief“ an die Kreistagsabgeordneten Innungs-Obermeister Björn Bigga und Harald Plath, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Ostholstein/Plön.
Sie fordern die Kreispolitiker daher auf, die umstrittene Entscheidung von der Tagesordnung der Kreistagssitzung am 6. Dezember zu nehmen. Zugleich kündigen sie an, sich in den kommenden Wochen aktiv und engagiert für den Fortbestand der Zulassungsstelle Oldenburg einzusetzen.
In der Sache widersprechen Bigga und Plath in wesentlichen Punkten der „unangemessen tendenziellen“ Vorlage der Kreisverwaltung zur Kreisfinanzausschuss-Sitzung Ende Oktober. Darin war von etwa 20 Kraftfahrzeugbetrieben oder Zulassungsdiensten die Rede, die an den Standorten Oldenburg und Eutin „Zulassungsvorgänge“ vornehmen. Die Innung hält das Ergebnis einer aktuellen eigenen Umfrage unter allen Mitgliedsbetrieben dagegen.
Danach nutzen nachweislich allein 27 Betriebe, die in größerem Umfang Handel mit Kraftfahrzeugen betreiben, wöchentlich die Dienstleistungen der Zulassungsstelle in Oldenburg. Elf weitere Betriebe nutzen sie regelmäßig, hinzu kämen einige Nicht-Innungsbetriebe. Bigga geht von mehr als 40 Betrieben im Kreisnorden aus, die die Zulassungsstelle regelmäßig in Anspruch nehmen. Mehr noch: Der weitaus überwiegende Teil der Betriebe lässt An-, Um- und Abmeldungen durch eigenes Personal vornehmen. Laut Umfrage bedienen sich hierfür nur zwei Unternehmen eines externen Dienstleisters. Kein Verständnis haben Bigga und Plath dafür, dass die Stadt Oldenburg (oder das Amt Oldenburg- Land) bei einer Übernahme der Zulassungsstelle jährlich 60 000 Euro an den Kreis abführen müssten. Ebenso wenig nachvollziehbar sei, dass die Nutzung eines Alternativstandortes in Oldenburg vom Kreis allein aus Wirtschaftlichkeitsgründen abgelehnt wird. Mit dem kreiseigenen Gewerbezentrum in Oldenburg stünden hierfür geeignete Räume zur Verfügung.
Mit einer wenig bürgernahen Zentrallösung in Eutin würde der Kreis zwar Einsparungen erzielen. Gleichzeitig belaste er aber mehrere Tausend Bürger, eine Vielzahl an Unternehmen sowie über 40 Betriebe des Kfz-Gewerbes aus dem Nordteil mit erheblichen Mehrkosten. „Das ist ökonomisch wie auch ökologisch ein Rückschritt und würde den Kreis Ostholstein zu einem landesweiten Negativbeispiel machen“, so Bigga und Plath. Erheblich schwächen würde dies die Infrastruktur – zu Lasten der Betriebe und Menschen, die nach Eröffnung des Belttunnels neu ansiedeln.
Quelle: www.ln-online.de