Kaum Tischler-Lehrlinge: Gefahr für Berufsschule Oldenburg?

Albert Maliqi (21) ist im zweiten Lehrjahr Auszubildender in der Tischlerei Wulf in Grömitz-Grönwohldshorst. Er hat sich für den Beruf entschieden, weil er gerne mit Holz arbeiten wollte.

Zu wenig Tischler-Lehrlinge: Wie geht es weiter mit der Berufsschule in Oldenburg

Betriebe im Kreis Ostholstein suchen dringend Tischler-Lehrlinge. Doch bislang wollen nur wenige junge Leute eine Ausbildung beginnen. Das ist auch für die Berufsschule in Oldenburg ein Problem.

Oldenburg. Albert Maliqi schiebt in der Werkstatt der Tischlerei Wulf in Grömitz-Grönwohldshorst eine Holzplatte auf die Kreissäge. Es ist ein großer Metalltisch, auf dem die Platte gut Platz findet. Beinahe unsichtbar für den Laien ist darin ein Sägeblatt eingelassen. Solche Sägearbeiten sind Alltag für Albert Maliqi, der im zweiten Lehrjahr zum Tischler ist.

Bis es so weit war, musste er ein Jahr lang die Schulbank drücken. Tischler-Lehrlinge steigen im Gegensatz zu ihren Zimmerer-Kollegen nicht gleich in die praktische Arbeit ein. Im ersten Lehrjahr absolvieren sie ein Berufsgrundbildungsjahr in den Beruflichen Schulen in Eutin oder Oldenburg. Dieses Schuljahr wird, wie für Schüler üblich, nicht bezahlt, erläutert Tanja Schatomski, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Ostholstein. Dabei sind Tischler begehrte Fachkräfte.

Betriebe zahlen Schülern 500 Euro pro Monat

Deshalb habe die Tischlerinnung beschlossen, dass Auszubildende mit einem Lehrvertrag ab September im ersten Schuljahr 500 Euro pro Monat bekommen. „Wir haben die Hoffnung, damit mehr Begeisterung zu wecken“, sagt Schatomski. Den Betrag bringen die Betriebe der Tischlerinnung Ostholstein auf, sagt Obermeister Jürgen Wulf, dessen Sohn Mike inzwischen in vierter Generation den Betrieb führt.

Aber so richtig hat das mit der 500-Euro-Prämie nicht funktioniert. „Das Problem ist, dass auf das Gehalt geguckt wird. Es wird zwischen Daumen und Zeigefinger entschieden“, sagt die Geschäftsführerin. Und da seien die Zimmerer im Vorteil, weil die Lehrlinge bereits im ersten Lehrjahr im Betrieb arbeiten und entsprechend bezahlt werden. „Die kriegen im ersten Jahr schon über 1000 Euro, müssen aber auch von Anfang an malochen“, sagt Jürgen Wulf.

Tischlermeister Jürgen Wulf ist Obermeister der Tischlerinnung (Innung des holz- und kunststoffverarbeitenden Handwerks) Ostholstein.Tischlermeister Jürgen Wulf ist Obermeister der Tischlerinnung (Innung des holz- und kunststoffverarbeitenden Handwerks) Ostholstein.

In Eutin werden ab September zehn oder elf junge Leute ihr Berufsgrundbildungsjahr für die Tischlerei absolvieren, in Oldenburg sind es, Stand jetzt, drei. „Die Zahl müsste mindestens zweistellig sein. Um das Land glücklich zu machen, müssten es 19 sein“, erläutert Schatomski. Das Schleswig-Holsteinische Institut für Berufliche Bildung (SHIBB) könnte einen Schulstandort mit einer so geringen Schülerzahl schließen, fürchtet sie.

Schatomski: „Das wäre für uns eine Katastrophe.“ Und für die jungen Leute aus dem Norden des Kreises und von Fehmarn ebenso. „Jeder, der den ÖPNV nutzen muss, weiß, wie schwierig das ist.“ „Wenn einer von Fehmarn kommt, muss er mittwochs in den Bus steigen, um freitags in Eutin in der Schule zu sein“, bringt es Jürgen Wulf auf den Punkt.

Thomas Hill vom SHIBB gibt Entwarnung: „Wir haben nicht die Absicht, den Schulstandort Oldenburg für die Tischler zu schließen. Wir rechnen am Ende mit zehn Auszubildenden.“ Denn die Lehrlinge vom Bugenhagenwerk in Timmendorfer Strand, das eine Vollausbildung anbiete, kämen noch dazu. Zudem könnten weitere Lehrlinge im Herbst einsteigen.

Das SHIBB ist laut Hill für die gesamte berufliche Bildung in Schleswig-Holstein zuständig. Es schaue sich auch die Entwicklung der Schülerzahlen an. Die Duale Ausbildung, also die Kombination von Lehre und Berufsschule, gehe zurück. Tatsächlich hätten einige Schulen gesagt, dass sie dann nicht mehr beschulen könnten, etwa bei den Bäckern.

Landesinstitut hat Basisberufe definiert

Andererseits habe das SHIBB Berufe zu Basisberufen erklärt, die in der Fläche erhalten werden sollen. Dazu zählen Bauberufe wie Maurer oder eben auch Tischler, zudem Verkäufer und Friseure. Die Zahlen in Ostholstein, insofern teilt Hill die Sorgen der Kreishandwerkerschaft, sprächen zwar für nur einen Schulstandort. Aber: „Wir wissen um die Verkehrsproblematik.“

Quelle: LN 29.07.2025